Alt-Sachsenhausen

 


Alt-Sachsenhausen-Plan

 

Das heutige Alt-Sachsenhausen wird begrenzt von der Dreieichstraße im Osten, der Wallstraße und den Affentorhäusern im Süden, der Brückenstraße im Westen und dem Main im Norden.

Die erste urkundliche Erwähnung Sachsenhausens im Jahr 1193 bezieht sich auf die Deutschordens-Kommende an der Alten Brücke. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Deutschorden gab es Ritterhöfe, die ab 1194 nachgewiesen sind. Alt-Sachsenhausen umfasste vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg das Gebiet zwischen Schulstraße, Wallstraße, Neuem Wall und Wasserweg. Die kleinteilige Architektur, wie man sie heute in dem Quartier der Rittergassen und der Klappergasse findet, gab es bis 1945 auch in der Elisabethenstraße und in dem Gebiet um die Dreikönigskirche mit der Löhergasse, Bäckergasse und Schellgasse sowie der Färber- und der Dreikönigsstraße.

Der Durchbruch und die Bebauung der Walter-Kolb-Straße führte um 1970 zum Abriss einer ganzen Reihe von zum Teil schieferverkleideten Häusern. Dabei wurde das älteste Fachwerkhaus Frankfurts von 1291/92, Schellgasse 8 entdeckt. Es war ursprünglich Magazin, später Wohnhaus. 1988 wurde es restauriert und ist seit 1992 Sitz der „Freunde Frankfurts, Verein zur Pflege der Frankfurter Tradition".

 

 Schellgasse 8

Schellgasse 8

 

Die Bewohner Alt-Sachsenhausens, vornehmlich Handwerker, waren in zwei unterschiedlichen Quartieren zu Hause. Im „Unterhausen" waren dies nahe des Mains die Fischer, Schiffer und Lohgerber (Löher) und im „Oberhausen" die etwas besser verdienenden Gärtner und Handwerker, deren Berufsausübung weniger Geruchsbelästigung zur Folge hatte. Die Gärtner kelterten selbst und schenkten den Apfelwein in ihrer Wohnstube aus. Es war üblich, sich sein Essen bei einer der zahlreichen Metzgereien und Bäckereien zu kaufen und damit zum Apfelwein zu gehen. Dort wurden Teller und Besteck zur Verfügung gestellt und lediglich Apfelwein ausgeschenkt. Wurde ein Fass angesteckt, hing immer ein Fichtenkranz vor dem Haus. 

 

Spaziergang

Unser Weg beginnt in der Großen Rittergasse, die ihren Namen ebenso wie die Kleine Rittergasse wegen der früher dort zahlreich anzutreffenden Ritterhöfe erhielt. Sie waren von Dienstmannen des Kaisers bewohnt. Früher hieß die Gasse „Obere Maingasse" und endete am östlichen Ende des alten Sachsenhausens im „Thiergarten" oder „Zwinger", wo das Wild für die königliche Tafel gehalten wurde.

 

 Kuhhirtenturm

Kuhhirtenturm

 

Am westlichen Ende befindet sich der 1490 erbaute Kuhhirtenturm, der letzte erhaltene von ehemals sieben Türmen der Sachsenhäuser Befestigung. Er war vor langer Zeit die Wohnung des Kuhhirten. Früher wurde er auch „Elefant" genannt. In diesem Turm wohnte von 1923 bis 1927 der bekannte Frankfurter Konzertmeister Paul Hindemith, der hier auch seine Oper „Cardillac" und den Rilke-Zyklus „Das Marienleben" komponierte. Nach der Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der Turm wieder errichtet und mit der Jugendherberge „Haus der Jugend" verbunden.

In der Nachbarschaft zum Kuhhirtenturm befand sich der Frankensteiner Hof, der im 14. Jahrhundert im Besitz der Ritter von Sachsenhausen war. Im Krieg zerstört, musste er 1955 einem Neubau weichen. In der Großen Rittergasse 64 war der ehemalige Knüppelhof (auch Klöppelhof genannt). Der frühere Eingang blieb erhalten und zeigt die Alt-Sachsenhäuser Bauweise, das verputzte Fachwerk, das überkragende Geschoss und die verschieferte Wetterseite.

 

 Ehemaliger Knüppelhof

Ehemaliger Knüppelhof

 

In dem kleinen Haus mit der Nr. 61 wohnte die weithin bekannte „Quetsche-Lilly", ein Sachsenhäuser Original mit einem lockeren Mundwerk. Die Obsthändlerin Elisabeth Mühl handelte mit Obst aus eigenem Anbau.

Neben der Gaststätte „Zum Grauen Bock" in der Großen Rittergasse 30 steht der Hirschbrunnen, der seinen Namen vermutlich im Zusammenhang mit dem „Thiergarten" erhielt. Populär ist die Namensdeutung in Verbindung mit der Hirschkuh, die dem Frankenkönig Karl dem Großen die Furt durch den Main gewiesen haben soll. Den größten Kater von Sachsenhausen findet man in der Großen Rittergasse an der Giebelwand des Hauses Nr. 41. In der Klappergasse befindet sich in einer Nische der Frau-Rauscher-Brunnen. Auf die „feuchte Aussprache" der Dame sei hier ausdrücklich hingewiesen. Neben dem Brunnen steht das in den 80er Jahren vorbildlich renovierte Fachwerkgebäude mit der Hausnummer 12 (Artothek).

 

 Frau Rauscher-Brunnen

Frau Rauscher-Brunnen

 

In dieser Gasse finden wir gegenüber auch das älteste Steinhaus Sachsenhausens von 1464, „Steinern Haus" genannt. Eine Tafel an der Hauswand weist darauf hin.Eines der letzten echten und unverfälschten Sachsenhäuser Apfelweinlokale, "Zu den 3 Steubern", befindet sich an der Ecke Klappergasse/Dreieichstraße 28.Vorbei am Hintergaßbrunnen (auch Klappergaßbrunnen genannt) gelangt man in einen Hof, in dessen Mitte der Ritterbrunnen steht. Er wurde von dem Bildhauer Georg Krämer entworfen und 1964 aufgestellt.

 

 Klappergasse

Klappergasse

 

Die Paradiesgasse ist seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Sie erhielt ihren Namen nach dem Ritter Siegfried zum Paradies. Auf dem Paradiesplatz befindet sich der Paradies- oder Adam-und Eva-Brunnen. Hier findet jedes Jahr anlässlich des Brunnenfestes der Gickelschmiss und die Verbrennung der Brunnenfestsymbole Babett und Balser statt (siehe Seite 153). Wir verlassen die Paradiesgasse in südlicher Richtung und werfen noch einen Blick in die Traditions-Wirtschaften „Klaane Sachsehäuser" und „Dauth — Schneider" am Neuen Wall. Im Klaane Sachsehäuser gibt es das Salini-Stübchen. Hier sind an den Wänden einige Werke des Zeichners und Karikaturisten Lino Salini zu bewundern, der mit seinem Zeichenstift viele Frankfurter Originale der Nachwelt überliefert hat.

Am Anfang der Darmstädter Landstraße stehen die beiden Affentorhäuser, die 1811 nach dem Abbruch der Stadtmauer an der Stelle des alten Affentores im klassizistischen Stil errichtet wurden. Die Herkunft des Namens Affentor ist nicht belegt. Die Annahme, dass der schon 1350 erwähnte Name von einem „Gasthaus zum Affen" abgeleitet ist, findet sich in der Literatur ebenso wie seine Benennung nach einem „AveStein" mit einem Muttergottesbild in der Nähe eines alten Stiftes. Die Häuser wurden ursprünglich als Wachgebäude genutzt. Heute befinden sich darin soziale Einrichtungen. Das Affentor war vor der Niederlegung der Wälle das wichtigste Eingangstor nach Frankfurt von Süden her.

 

Affentorhaeuser

Affentorhäuser

 

Text: Günter Appel in "Sachsenhausen neu entdecken" von Antje Jens (Hrsg.),

Societäts-Verlag 2005, ISBN 3-7973-0929-5

Fotos: frankfurt-sachsenhausen.de

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